- Kapitel 26 -

Das Katarukh Kaninchen

   Sie würden sich eine Lösung überlegen müssen, aber im Moment war er recht froh darüber, kleinere Mengen zu zählen. Klimpernd fiel der letzte Fünfziger in die Schatulle und er notierte die Zahl. Auch dauerte es nicht Stunden, wie bei den Steuergeldern. Die Summe war in unter einer Minute mehrmals kontrolliert und eingerahmt. Sanft blies er die Tinte trocken, klappte das Bilanzbuch zu und verstaute alles ordnungsgemäß, wenn auch enttäuscht über die doch beträchtliche Summe, die Aana gestohlen hatte, und das obwohl sie es nicht nötig gehabt hätte. Trotzdem erleichtert, dass sie keine Shiekah war und Anju sie einfach nur ohne größere Konsequenzen rausgeworfen hatte, verschloss er den Tresor.

   Dann holte er ein anderes Buch hervor, das er noch immer nicht verstand. Aber er wollte es. Er wollte es so sehr. Es war, als würde sich irgendwo in den Schriftzeichen mit der ungewohnten Leseart die Lösung verbergen. Die Verständnis bringende Antwort. Nicht auf das Schweigen. Auf Tat, Emotion, Denkweise. Einfach alles. Und dennoch wusste er, dass dem nicht der Fall war. Frustriert schlug auch dieses Buch zu und lehnte sich so jäh in den Stuhl, dass er sich an der Tresenkante festhalten musste, um nicht umzukippen.

   Verärgert schnaubte er dem Sofa einen Gedanken zu, den er sogleich wieder vergaß, da die Tür geöffnet wurde. Mit dem Heulen des Windes und einigen Schneeflocken keuchten vier weiß gepolsterte Gestalten herein und verteilten den ganzen Schnee beim Abnehmen ihrer massigen Kapuzenumhänge und Rucksäcke über den Eingangsbereich, was ihn noch mehr frustrierte, da er es war, der dann den getauten Schnee aufwischen musste. Trotzdem sorgte ihn die offensichtliche Verzweiflung der Frauen. In einem hylianischen Dialekt den er noch nie gehört hatte, richteten sie sich gegenseitig zurecht, erstarrten aber, als er sich mit einem nicht ganz aufgesetzten Lächeln begrüßte.

 

   „Guten Abend, die Damen und willkommen im Gasthof `Zum Eintopf´. Wenn Sie bitte so nett wären und die Tür schließen, danke.“

 

   Peinlich verlegen hüpfte eine der Frauen hinüber und tat, worum er gebeten hatte, eine Entschuldigung mit Akzent murmelnd. Dieser Akzent lag allerdings nicht an jenem Dialekt, sondern, wie Link nun feststellte mehr an ihren Augen. Eben diese Augen weiteten sich vor Schreck, als ein weiteres Paar solcher Augen in der Tür erschien und diese regelrecht hinter sich zuknallte.

 

   „Es tut uns wirklich leid. Wir wischen das hier auch weg, wenn es nötig ist.“, meinte eine andere der Frauen nun in perfektem Umgangshylianisch.

   „Nicht nötig.“, murrte Kafei mehr zu sich selbst, schwang lieblos die Hand und der Fußboden als auch ihre Kleidung waren trocken ehe er ohne weitere Worte nach oben verschwand.

   „Meine Damen,“, lenkte Link hektisch die Aufmerksamkeit auf sich, bevor sie der Knall einer weiteren Tür zusammenzucken ließ, „Wie ich sagte, herzlich willkommen. Sie können es sich gerne später hier gemütlich machen. Nur eine von Ihnen – “, er holte das Register hervor, „Sollte mir doch mitteilen, ob Sie eine Reservierung – nein.“

   „Nein, wir haben nicht.“, bestätigte die Shiekah samt Akzent, den sie nicht ganz verbergen konnte.

   „Aber Sie haben Glück, dass es ein schlimmerer Winter ist als erwartet und der Kunstmarkt abgesagt wurde.“

   „Das haben wir auch gemerkt, wenn es auch schön gewesen wäre, ihn zu sehen können.“

   „Und was verschlägt Sie dann in dieses Schneechaos?“

   „Das war ihre Idee.“, sagte eine andere Frau und deutete auf eine weitere.

   „Was soll den das jetzt? Wir hatten alle die Idee!“, protestierte diese lachend.

   „Nun, wir sind auf großer Reise.“, fuhr die Shiekah fort. „Vor halbem ch- ahm – Jahr – sind wir aufgebrochen.“

   „Meine Güte. Wollen Sie die Welt umrunden?“, lächelte Link erstaunt; alle vier nickten. „Nein. Nun gut, dann haben Sie sich ein gemütliches Bett verdient. Ich nehme an, Sie haben nichts gegen Stockbetten?“

   „Was für eine Art Betten?“, fragte die Frau, die noch nichts gesagt hatte.

   „Stockbetten – äh – “, er versuchte es irgendwie mit Händen zu erklären, „Ein Bett über dem anderen?“

   „Ach Leiterbetten? Nein. Oder? Haben wir etwas dagegen?“

   „Alles nur Bett. Und bitte etwas zu essen.“

   „Natürlich. Zwar ist die Zeit fürs Abendessen vorbei, aber die Köchin ist noch hier und schreibt die Einkaufsliste. Sicher gibt es noch ein gutes Nachtmahl für Sie. Ich bräuchte dann nur noch einen Namen, unter dem ich Sie eintragen kann.“

   „Ähm – unter welchem Namen machen wir das jetzt?“

   „Weiß nicht – Ssanmek? Was schlägst du vor?“

   „Ahm – Inmadiri.“

 

   Link tauchte die Feder, doch unter hochgezogener Augenbraue ließ der die Tinte zurücktropfen.

 

   „Ja?“, fragte die Shiekah und näherte sich ihm endlich. „Wie man es schreibt? Also – ahm – das wäre – dann – “

   „Es ist eher, ich meine, schön und gut, aber ich habe nach einem Namen gefragt. Zählen kann inzwischen schon.“, er zwinkerte ihr von leicht unten herauf zu, da er sich bereits gebeugt hatte.

   „Wie? Was meint Ihr?“

   „Ich kann zählen. Und dass Sie alle tatsächlich Frauen sind, nehme ich einfach einmal an. Dennoch bräuchte ich einen Namen, über den Anju sich nicht krumm lacht.“

 

   Es dauerte einen Moment, bis sie begriffen hatte. Ihre Verwirrung wandelte sich dann recht schlagartig in Verzückung.

 

   „Hacharan Inananth!“

   „Oje. Noch mehr Dialekte.“, gluckste Link versehentlich laut. „Aber ich denke, die Göttinnen danken Ihnen, dass Sie ihnen ihre Macht zugestehen.“, auch die anderen drei Frauen lachten verstehend.

   „Na drarmu – “

   „Ich weiß ja nicht, woher Sie genau kommen, aber wenn Sie meinen, ich würde sämtliche Shiekjiarnjinjú-Dialekte verstehen, müssen Sie noch ein paar Jährchen warten.“

   „Es – es mir leid tut. Es ist nur – man nicht trifft oft Hylianer die – “

   „Das, kann ich leider inzwischen verstehen. Es ist nicht gerade eine Sprache, die man einfach so über Nacht lernt.“

   „Das Hyliash auch nicht ist.“

   „Nun, da ich recht zweisprachig aufgewachsen bin, kann ich das nur bedingt beurteilen. Aber ja, es sind zwei von Grund auf verschiedene Sprachen.“

   „Oh ja.“

„Und Linkshänder sieht man auch nicht jeden Tag.“, unterbrach die Frau, die zuvor beschuldigt worden war mit einem Schmunzeln.

   „Ich schon.“, meinte Link trocken, was den Raum erneut mit Lachen füllte.

   „Und schlagfertig obendrein.“

   „Nur als Gorone. Sonst greif ich eher zu Schwert, Bogen oder Bumerang. Also – soll ich das wirklich eintragen? Transskribieren? Oder in Shi-“

   „Schreibt was Ihr mögt.“, um sich selbst zu ärgern, versuchte er Letzteres, war aber schneller fertig als gedacht.

   „Gut, und da ihr alle so gut gelaunt noch auf den Beinen seid, schlage ich vor, wir legen die Förmlichkeiten beiseite. Ich bin Link. Ihr seid?“

   „Doridan.“, schoss eben jene, die sich zuvor verteidigt hatte hervor und wollte ihm sogleich die Hand schütteln.

   „Freut mich.“, grinste Link und nahm unter allgemeinem Gelächter an. „Weiter?“

   „Alur.“, meinte die zweite; die Beschuldigerin; mit etwas dunklerer Hautfarbe als die anderen, aber rotblonden Haaren, bevorzugte es jedoch, nur kurz die Hand zu heben.

   „Nastari.“

   „Und Szanmekh.“, ergänzte Link.

   „Da! Ihr hört? Er spricht mein Name richtig aus.“

   „Er will doch nur Eindruck schinden.“, grinste Alur schelmisch.

   „Nein, ich weiß, was sich gehört.“, er zog eine gekünstelte Schnute. „Ich sehe schon, ihr seid nur hier, um den Karneval vorzuverlegen.“

   „Das wäre schön. Aber dank Dori’s Tempo sind wir um Monde zu früh hier.“

   „Ich hatte eben keine Lust, im Schlamm zu versinken.“

   „Meine Güte!“

 

   Anju hatte den Gasthof beschwingt betreten und wäre beinahe über Szanmekh’s Gepäck gestolpert. Verblüfft aber zugleich ein wenig froh über die Gäste, sah sie sich um.

 

   „Mir leid – ich mache – “

   „Nichts passiert. Ähm, Link?“

   „Ja?“

   „Ich hab nur die Tür geh-“

   „Welche?“

   „Wie viele hat er denn zugeschlagen?“

   „Sag du’s mir. Will er die Dächer vom Schnee befreien?“

   „Ich weiß es nicht.“, seufzte sie. „Ist er nach oben gegangen?“

   „Natürlich. Triri’s ist ja – “

   „Ach ja, genau. Oh – es tut mir ebenfalls leid. Anju-Anila Maranóshu. Ich heiße Sie herzlich im Gasthof Zum Eintopf willkommen. Wie lange möchten Sie denn bleiben?“

   „Das wollte ich gerade fragen.“, Link tauchte erneut die Feder.

   „Wenn es möglich – und nicht zu teuer ist, eine Woche?“, fragte Nastari.

   „Pro Person und Nacht, inklusive Frühstück, Mittagessen und Abendessen, fünfzehn Rubine. Bei mehr als drei Personen sind es zehn. Und über vier Tagen nur noch sieben.“

   „Das macht also bei sechs Nächten und – “

   „Frühstück am Abreisetag ist dabei; weitere Essen müssen zusätzlich bezahlt werden. Nötigen Proviant für bis zu fünf Personen und eine Woche übernehmen wir umsonst.“

   „Seit wann?“, blinzelte Anju verwirrt.

   „Seit ich es sage. Der kleine Ausrutscher in der Schule und Kafei’s Aktion neulich haben mir eine seltsame Mitleidswelle beschert. Auch hab ich schon lange keine abfälligen Bemerkungen mehr durch die Gassen hallen hören.“

   „Das hast du mir gar nicht gesagt!“

   „Ich schäme mich eher dafür. Aber ja, jetzt ist es raus. Und hundertachtundzwanzig.“

   „Was? Ach ja, hundertachtundzwanzig Rubine, wären das.“

   „Kann man hier irgendwo wechseln? Wir haben noch nicht so viele Rubine beisammen.“

   „Wir haben eine Bank. Ihr müsst erst bei Abreise bezahlen. Bei dem Wetter rechnet ohnehin niemand damit, dass jemand einfach ohne zu bezahlen abhaut.“, schmunzelte Link.

   „Ach du meine Güte, von woher kommen Sie denn? Sehr weit im Süden?“

   „Sagen wir so, Rubine schaffen es selten zu uns. Sie sind so wunderschön klar, dass ich sie gar nicht mehr hergeben will.“

   „Wie gesagt,“, scherzte Link weiter, „Das Wetter. Aber ich hab nichts dagegen, die selbe Erfahrung mit Opalperlen zu machen.“

   „Du lernst ja schnell, Link.“, stellte Anju fest.

   „Sagen wir so, Alur hier, ist nicht die erste Ghasni, der ich begegnet bin – wenn sich auch die Anzahl nur auf drei erhöht hat.“, diese war sichtlich angetan. „Und die zweite hat nur verzweifelt versucht, mit diesen Dingern ihre Freundin freizukaufen. Nicht, dass ich irgendjemanden verurteilen will – “

   „Schon in Ordnung; nicht alle verstehen unsere höflichen Gepflogenheiten als höflich und umgekehrt. Wir hören immer wieder von Schwierigkeiten in anderen Ländern.“

   „Also – ich zeig ihnen jetzt das Zimmer, Anju. Wärst du bitte so nett, Nana zu sagen, dass wir vier Nachzügler haben?“

   „Eigentlich wollte ich – “, sie deutete zur Treppe.

   „Das mach ich schon. Geht in Einem.“

   „Meinst du,“

   „Ja. Ist ja das selbe Stockwerk.“

   „Nein, das hab ich nicht gemeint.“, seufzte sie, nicht gerade nach Lust an Scherzen klingend.

   „Ich weiß es nicht. Aber irgendwann muss er mit jemandem darüber reden. Und mit dir will er ja nicht.“

   „Für gewöhnlich schon, aber du hast Recht. Es ist nicht gewöhnlich. Und vielleicht hört er dir eher zu. Schließlich kommt es nicht häufig vor, dass ich irgendetwas kastriere.“

   „Wäre auch zu schade, wenn du kochen könntest. Kastrierter Eber. Müssen wir gleich auf die Speisek-“

   „Link,“

   „Hör mal, es wäre echt schön, wenn du mich scherzen lässt. Nur so. Damit ich die Tische im Speisesaal nicht kurz und klein hacken muss.“

   „Na gut. Und – und was auch immer Sie jetzt denken mögen – es ist mit Sicherheit nicht – “

   „Anju,“

   „Ja?“

   „Lass es bitte.“, sagte Link entschieden. „Nana wird heute noch schlafen gehen wollen.“

   „Ja, ja.“, seufzte sie. „Sie entschuldigen mich,“

 

   Anju ging auf ihn zu, klappte aber nur die Platte im Tresen hoch, öffnete und schloss das Türchen dann hinter sich und ließ die Klappe mutlos fallen. Mit zarter Hand an ihrer Schulter, stoppte er sie. Kleine stumme Tränen glitzerten in ihren Augen zu ihm empor.

 

   „Anju,“, flüsterte er sanft, aber sie schloss die Augen kurz, woraufhin eine einzelne Träne auf ihr zaghaftes Lächeln fiel.

   „Ich weiß.“, hauchte sie gegen seine Brust, als er einen kurzen tröstenden Kuss auf ihren Scheitel setzte. „Ich weiß, Link.“, er strich behutsam an ihrem Arm herab, als er sie gehen ließ.

   „Und danke,“

   „Wofür?“, sie hielt Inne, drehte sich aber nicht um.

   „Fürs Zumachen,“, Anju stöhnte nur, den Kopf in den Nacken sinken lassend, murmelte eine Entschuldigung und verschwand in Richtung Küche. „Na dann,“

 

   Er verstaute Register, Tinte und Feder, schnappte sie den Zentralschlüssel als auch die vier Zimmerschlüssel um es nicht beim Frühstück regeln zu müssen und schwang sich unter sofortigem Staunen über den Tresen. Es ignorierend, sperrte er die Vordertür ab und griff sich nacheinander die Rucksäcke der nun noch perplexeren Frauen. Je zwei über einer Schulter, marschierte er zur Treppe. Er wollte nicht angeben, sondern nur nicht unhöflich wirken – und vielleicht auch ihnen ein besseres Gesprächsthema reichen.

 

   „Folgt mir bitte unauffällig.“, lächelte er freundlich.

 

   Froh darüber, nicht mit der Überbreite an Gepäck stecken geblieben zu sein, setzte er dieses vor der nächsten Treppe ab und reichte jeder einen Schlüssel.

 

   „Frühstück gibt es von sieben bis neun Uhr. Und diese hängt an der Wand. Ich hoffe, ihr seid müde genug, dass euch das minütliche ticken nicht zu lange wach hält. Das Essen lässt Anju euch bringen. Ich wünsche guten Appetit und eine erholsame Nacht.“

 

   Mit einem zaghaften Lächeln empfing er im Gehen ihre Gegenwünsche. Erneut ignorierte er sie, wie sie ihm interessiert zusahen. Diesmal als er vor der Tür bei der unteren Treppe stehen blieb, tief durchatmete – und ohne anklopfen leise aufschloss. Falls Kafei eingeschlafen sein sollte, wollte er ihn nicht wecken.

   Und tatsächlich lag er im Bett am Fenster, diesem zugewandt und unter den Decken vergraben. Seine Stiefel und einige Kleidungsstücke lagen gleichgültig verteilt am Boden. So leise er sie aufgeschlossen hatte, versperrte Link die Tür hinter sich und ging lautlos auf ihn zu. Ob er tatsächlich schlief, konnte Link nicht sagen. Er wusste, dass Kafei es sehr gut vortäuschen konnte. Einen Moment lang überlegte Link nur, zog sich dann auch bis auf Hemd und Unterhose aus; er wollte nicht unangemessen wirken. Vorsichtig hob er die Decken an und schlüpfte hinein, wagte es aber nicht, Kafei auch nur irgendwie zu berühren.

 

   Irgendwann hörte der Wind auf zu heulen. Übrig blieb nur sein eigener Herzschlag und Kafei’s gleichmäßiges Atmen und Link wusste, dass er nun tatsächlich eingeschlafen war. Dennoch riskierte er nichts. Es war noch zu früh, das wusste er. Kafei war noch nicht so weit.

   Und irgendwann, hörte Link eine Stimme.

 

   Die Stimme kam ihm bekannt vor. Zart, nicht befehlend, aber doch wollte sie, dass er die Augen öffnete. Die Stimme sprach ihn beim Namen an. Er sollte aufwachen, aber das wollte er ni– augenblicklich gehorchte sein Körper. Aber nicht die Stimme war es gewesen. Seine Umgebung hatte sich plötzlich anders angefühlt. Er wusste nicht was es war, doch sein Körper fühlte sich etwas taub an. So, als hätte er viel zu lange geschlafen, wäre aber rechtzeitig – er wurde panisch. Es war kein Bett, in dem er lag.

   Seltsamerweise versuchte er nicht gegen die Trägheit anzukämpfen, sondern eher gegen den Drang, wieder einzuschlafen. Denn es hatte sich angefühlt, als wäre er in einer Art Flüssigkeit aufgewacht. Auch das Bett unter ihm war steinhart. Ganz offensichtlich war es ein Traum. Wenn er sie auch durch die Benommenheit mehrfach sah, so schwebte doch Navi über ihm.

   Allmählich wurde ihm allerdings bewusst, dass es entweder mehrere blaue Feen waren – nein. Die Lichter bewegten sich nicht. Verwirrt setzte er sich auf. Tatsächlich lag er in einer Art steinernen Wanne, in einem von Nebel gefüllten, ansonsten dunklen Raum. Zwar war der Raum dunkel, aber überall waren diese seltsamen Lichter, die den Nebel bläulich glühen ließen. Ehe er sich versah, kletterte sein Körper von alleine aus der Wanne und – stand. Einfach so.

   Nun wurde ihm auch bewusst, dass er nichts als eine kurze, enge Hose trug. Zeit sich zu wundern blieb ihm nicht. Sein Blick wurde von einem Sockel in etwas Entfernung abgelenkt. Auch auf ihm befanden sich diese Lichter. Sie zogen ihn wie magisch an. Noch war er aber zu verwirrt, um zu erschrecken, als ein Mechanismus sich in Gang setzte und der Sockel etwas in sich emporschob.

   Wieder sprach die Stimme zu ihm, noch mehr Verwirrung stiftend. Sagte ihm, dieses Ding würde ihm behilflich sein, sich zurecht zu finden, weil er ja sehr lange geschlafen hatte. Schließlich entschied er sich dafür, sich der Sache anzunehmen und dem Traum seinen Lauf zu lassen. Er ergab einfach keinen Sinn und ihm war gerade nicht mehr wirklich danach, nach Sinn zu streben. Er wollte nur wissen, was sich sein Gehirn als nächstes einfallen lassen würde.

   Und anscheinend war es äußerst einfallsreich, denn als er das ebenfalls leuchtende Objekt aufnahm, öffnete sich eine merkwürdige Tür aus mehreren Riegeln. Neugierig lief er hin und fand sich im wohl eigenartigsten Lagerraum wieder, wenngleich auch der Inhalt nicht normaler hätte sein können: Holzkisten, Truhen, ein paar kaputte Fässer. Wie auch nicht anders zu erwarten, erwischte er sich selbst dabei, wie er auf eine der Truhen zusteuerte. Überraschend war dann doch der Inhalt.

   Vermutlich hatte er sich nur aus Versehen abgedeckt und deckte sich nun wieder zu, denn in der Truhe befand sich ein altes Hemd, das er natürlich sofort überstreifte. Sonst war nichts weiter darin. Auch die andere Truhe war sehr berechenbar gefüllt. Nun mussten auch seine Beine wieder unter den Decken sein, denn er nahm die alte Hose heraus und zog sie ebenfalls an. Schwups steckten seine Füße in einem Paar hässlicher Stiefel, zu denen es die Länge der Hose nicht ganz geschafft hatte.

   Verärgert machte er sich auf zu einem weiteren Podest, nur um wieder Instruktionen von der Stimme zu erhalten. Diesmal sollte er das Objekt von vorhin an die Lichter halten. Doch wo war es? Link verzog leicht die Lippen, als er es an einem Gürtel fand, von dem er sich nicht erinnern konnte, dass er ihn zuvor gesehen, geschweigedenn zugemacht hatte.

   Auch diesmal öffnete sich ein Tor, mit dem Zeichen der Shiekah daran aufleuchtend. Die Sonne musste gerade aufgegangen und ihr Licht an irgendetwas so reflektiert worden sein, dass es genau ins Zimmer strahlte, denn das Licht hinter dem Tor blendete ihn. Oder war es Teil des Traums? Denn noch war er nicht im Begriff, aufzuwachen. Höchstwahrscheinlich war es seine Neugier – aber auch eine plötzlich aufkommende Verzweiflung und etwas Frust. Die Stimme – jetzt wusste er, wessen es war. Nicht nur, aufgrund ihrer Worte. Dem zum Trotz folgte er dem Sonnenlicht wie eine Motte dem Mondlicht. Hinauf über mehrere Stufen und einen zerstörten Abschnitt der Treppe, welche ihn schließlich auf eine leicht ansteigende Wiese hinaus führte. Vögel sangen und etwas daran erinnerte ihn stark an das, was ihm geschehen war, als er Majora’s Maske damals gefolgt war. Nur diesmal gab es auch andere Bäume; der große am Horizont fehlte.

   Stattdessen breitete sich vor ihm ein weites Land aus und er konnte gerade noch abbremsen, bevor er die Klippen hinuntergestürzt wäre. Vor ihm lag – es sah etwas anders aus, aber er hatte genau diesen Anblick erwartet. In einiger Ferne – vernahm er das Geräusch – von –

 

   Nun waren seine Augen tatsächlich offen. Vor ihm lag kein ganzes Land. Auch nicht Kafei, sondern nur eine grässliche Tapete. Sofort setzte er sich auf, bereute es aber zugleich. Sein Kopf drehte sich, als wäre er gegen einen Baum gerollt. Hastig sah er sich um, fand aber nur noch seine eigene Kleidung – zusammengelegt auf einem Stuhl, die Stiefel sorgsam davor hingestellt. Der Schlüssel steckte innen im Schloss. Kafei war also wortlos aufgestanden. Ob ihn aber die Sache mit dem Stuhl beunruhigte oder doch nur verlegen machte, wusste er nicht so recht.

   Tatsächlich so starr wie zuvor im Traum, ließ er sich auf den Rücken fallen und schloss die Augen wieder. Nicht für lange. Seine Blase meldete sich mit unangebrachten, gedanklichen Kommentaren seines Gehirns und zwang ihn dazu, aufzustehen.

   Und dann, irgendwann zwischen dem Versuch, den Traum gleichzeitig zu analysieren und zu verdrängen, wäre er fast in die Tür zum Speisesaal gedonnert. Mit einem aufweckenden Kopfschütteln brachte er sich selbst endgültig auf den Boden der Tatsachen und öffnete die Tür, wenngleich er sich auch für einen Sekundenbruchteil nach solch einem leuchtenden Podest umsehen wollte.

 

   Den Gästen wünschte er einen guten Morgen. Neben den vier Damen waren nur zwei andere Gäste bereits auf den Beinen. Sie saßen separat in den Winkeln, sichtlich Konversationen vermeiden wollend. Damit waren sie aber nicht die einzigen. Kafei sah von seinem spärlich bestückten Frühstücksteller nicht einmal auf. Erst als Link sich mit seinem eigenen Frühstück an seine linke Seite am kleinen eckigen Tisch setzte, schwenkte er die Augen zu ihm und hörte auf, das zu tun, was annähernd an Essen erinnern sollte. Wie er von den mickrigen Bissen satt werden sollte, wusste Link nicht wirklich einzuschätzen.

   Kafei’s Blick war leer, leerer als er ihn je gesehen hatte, und auch bald wieder zum Teller gerichtet. Beide beschlossen, das Getuschel der Frauen nicht zu beachten. Aber Link wusste, dass er das Eis brechen musste.

 

   „Welche Farbe?“, Kafei reagierte nicht auf die leisen Worte, wenngleich er ihn auch gehört hatte und Link wusste das. „Du weißt schon. Das Kleid.“, ein paar Augenblicke lang aß Kafei nur weiter.

   „Du wirst es sehen.“, antwortete er sehr verspätet und – regelrecht mechanisch.

 

   Link nickte nur kurz, kräuselte aber die Lippen. Diese Ablenkung war nach hinten losgegangen. Ein weiterer Plan ließ etwas auf sich warten. Am Ende sollte auch dieser fehlschlagen. Dass Link nach seiner Hand greifen wollte, spürte Kafei genau. Sofort griff er demonstrativ nach seiner Teetasse, führte sie mit beiden Händen zum Mund und lehnte sich damit zurück. Wie lange er sie halten wollte, ohne daraus zu trinken, darüber schloss Link beinahe schon mit sich selbst eine Wette ab. Endlich nippte Kafei am Tee. Ganz kurz nur und Link war sich nicht sicher, ob der Tee wirklich seine Lippen berührte hatte. Sie glänzten nicht einmal. Mit einem leisen Seufzen aß Link weiter.

 

   „Anju hat schon gefrühstückt?“

   „Noch vor den Gästen.“, zumindest funktionierte das mit dem Antworten schon etwas schneller. „Sie musste zum Hafen.“

   „Wozu?“, horchte Link nun auf, aber Kafei zuckte nur mit den Schultern.

    „Piratenkram. Eisbergmord. Was weiß ich denn.“

   „Sie hat nicht mit dir darüber geredet?“

 

   Link vermutete, dass sie es ihm gesagt hatte, aber Kafei trank aus und wollte gehen. Den Teller ließ er, zu Link’s Verwunderung, erstmals seit dieser ihn kannte stehen. Nachdenklich starrte Link die Essensreste an.

 

   „Es tut mir – “

   „Muss es nicht.“, sagte Kafei knapp und verließ den Raum.

   „Was ist denn mit dem los?“, gluckste Doridan.

   „Das wollte ich auch gerade fragen.“, meinte eine weitere Frau, die den Speisesaal sogleich betreten hatte. „Aber er ist doch schon, seit – “

   „Ja, seitdem ist er so.“, bestätigte Link nur, damit Doria nicht das H-Wort in den Mund nahm – und plötzlich wurde ihm klar, dass nun zwei Frauen sowohl mit ähnlichem Namen, als auch allem Anschein nach ähnlicher Persönlichkeit im Gasthof übernachteten.

   „Aril schläft noch.“

   „Natürlich.“

   „Auch glaube ich nicht, dass sie – “

   „Wird sie nicht. Sie hat gestern so viel gegessen, dass es mich wundern würde. Ähm – könntest du sie bitte kurz vor Acht aufwecken und bitten, für mich den Abwasch und die Rezeption zu übernehmen?“

   „Warum?“, Doria verengte stutzig die Augen.

   „Anju ist am Hafen und ich muss kurz was erledigen.“

   „Das wird sie nicht freuen,“

   „Sie wird’s überleben.“

 

   Link aß den letzten Bissen, nahm sein und Kafei’s Geschirr mit in die Küche und stellte die Dinge, wenn auch nicht ganz bedenkenlos, einfach ab.

 

 

~o~0~O~0~o~

 

 

   Wenn er das gewusst hätte, hätte er nicht darum gebeten. Aber er würde nach dem Mittagessen weitersuchen. Vielleicht hatte er dann mehr Glück. Oder wie auch immer. Falls man das Glück nennen sollte. Epona blickte ihn mitleidig von der Seite her an, während er ihr Fell bürstete. Wie jedes Mal schob sie ihm das alte Stroh zurecht, damit er es leichter auf die Mistgabel heben konnte. Die Stallarbeit brachte ihm Zeit zum Nachdenken. Zu viel Zeit, seiner Meinung nach. Zu gerne hätte er gewusst, was der Traum – aber auch nicht. Nein, er wollte es nicht wirklich wissen.

   Da er schon bei der Sache war, beschloss er gleich auch Ijaron’s leeren Stellplatz mitzusäubern. Anscheinend war Kafei ausgeritten. Irgendwie stimmte es Link ein wenig fröhlicher. Aber auch nicht. Der Gedanke, dass er irgendwo da draußen umherritt, ziellos in der Kälte, es bereitete ihm leichte Sorgen. Andererseits wusste Link auch, dass Kafei rational genug war, sich am Ende nicht gehen zu lassen. Trotzdem hoffte er aktiv, die Situation richtig einzuschätzen.

   Mit einem letzten Tätscheln auf den Hals verließ er Epona, warf sich seinen dicken graugrünen Winterumhang um und stapfte durch den frischen Schnee zurück in die Stadt, die nun schon etwas belebter war. Gerade als er den Gasthof betreten wollte, ging die Tür auf. Ebenfalls dick eingehüllt aber gut gelaunt, watschelten die vier Frauen heraus, bereit, die Stadt zu erkunden. Er hörte, wie sie das Mittagessen lobten. Schon wollte Link sich zu ihnen gesellen, da er eigentlich nicht wirklich hunger hatte. Aber er war sich nicht ganz sicher, ob sie seine Dienste als Stadtführer annehmen würden. Die Sache erübrigte sich allerdings, da sie ihn fast unverschämt darauf ansprachen.

 

   „Woher – “

   „Wir haben die Broschüre gelesen.“

   „Ach. Aril hat sie also gefunden.“

   „Diese Aril – sie sieht – “

   „Mir ähnlich?“

   „Ja!“, japsten alle vier im Chor.

   „Nun, wohl weil sie meine Schwester ist.“, etwas lenkte jedoch ihre Blick auf etwas rechts hinter ihm.

   „Wieso lässt du sie deine Arbeit machen?“

   „Wieso läufst du nackt herum?“, schnaubte Link ohne sich zu Taya umzudrehen.

   „Ich bin doch nicht nackt!“

   „Warum starren sie dich dann an?“

   „Vielleicht haben sie noch nie – oh.“

   „Was wolltest du sagen?“, wandte er sich schließlich um.

   „Hat sich erübrigt. Du, weißt du zufällig,“

   „Er ist ausgeritten. Und – “

   „Ist am Hafen, ja. Und dass Papa ausgeritten ist, weiß ich auch.“

   „Woher?“

   „Er hat’s mir gesagt?“, raunte sie.

   „Mit dir spricht er also?“

   „Äh – “, Taya starrte ihm fragend direkt in die Augen.

   „Lass das, das ist unheimlich.“

   „T’schuldige. Aber warum – spricht er nicht mehr mit dir?“

   „Ich dachte, er spricht mit niemandem mehr wirklich,“

   „Hmm. Vielleicht sprecht ihr alle nicht seine Sprache,“

   „Werd jetzt bloß nicht sarkastisch.“

   „Und ich wollte wissen, ob du zufällig weißt, wieso die Bomber schon wieder ihr Passwort geändert haben?“

   „Hält dich das auf?“

   „Nein, aber – “

   „Ist dir – zufällig – in den Sinn gekommen, dass sie dich an der Nase rumführen, weil du ein Mädchen bist? Oder zu alt?“

   „Verdammt, es geht um meinen Bruder! Ich verbitte mir jegliche Intoleranz!“

   „Wenn sie ihn in Schutz nehmen,“

   „Sei still, wenn du keine Ahnung hast.“, murrte Taya nur.

   „Warum fragst du mich dann?“

   „Weil du dabei warst?“

   „Ganze drei Tage? Vor fast neun Jahren?“, gluckste Link.

   „Geh was essen und dann lös deine Schwester ab, bevor sie noch anfängt zu putzen.“

   „Putzen?“, aber Taya hatte sich bereits in Luft aufgelöst. „Tz.“

   „Sie ist – recht eigenartig,“, meinte Doridan.

   „Nein, nur nicht ganz ausgeglichen, wie wir alle im Moment. Ich hoffe, es legt sich.“

   „Oje. Winterdepression. Davon hab ich gehört.“

   „Nein. Eher Ich-Bin-So-Schlecht-Wie-Der-Rest-Der-Welt-Bewältigungsprobleme. Vermutlich hat sie Recht. Es tut mir leid, aber ich sollte tatsächlich – ja?“, Taya war wieder da.

   „In der Zeit, in der er nicht mit dir gesprochen hat, hat er da zufällig erwähnt,“

   „Nein.“

   „Link, er ist verschwunden!“

   „Ja, das weiß ich.“

   „Nicht er! ER!“

   „Dann gratulier ich dir zu deiner Zweideutigkeit.“

   „Was? Oh.“

   „Und wieso sollte ich wissen, wo dein Bruder ist? Oder wieso sollte euer Vater das wissen?“, für einen Moment schwiegen sie sich nur an. „Bergdorf.“

   „Was?“

   „Darmani’s Grab. Dort würde ich hingehen, wenn ich im Winter völlig alleine sein will, ohne erfrieren zu müssen.“

   „Danke.“, seufzte Taya und teleportierte sich wieder fort.

 

   So leer wie ihre Fußabdrücke nun wahren, so leer fühlte Link sich augenblicklich. Nachdenklich blickte er auf die Spuren hinab, folgte manchen weiter weg. Im Nacken fühlte er die stechenden, fragenden Augen der Frauen. Doch nicht nur sie: noch jemand beobachtete ihn. Ahnend drehte er den Kopf gen Treppe. Auf der obersten Stufe stand eine fast zur Gänze blaue Gestalt. Dotour’s Haar wehte in der eisigen Brise. Das durchdringende Rot wie zwei einsame Blutstropfen im Schnee, so blass war er inzwischen.

   Eine Ewigkeit lang, so kam es ihm vor, dass sie sich nur ansahen. Dann stieg Dotour unerwartet herab und ging auf ihn zu.

 

   „Mittagessen dürfte noch warm sein.“, meinte Link so sachte er konnte.

   „Ich habe keinen Hunger.“, entgegnete Dotour, der mit jedem neuen Tag ein wenig mehr zu altern schien.

   „Benötigst du etwas?“

   „Ein Grab wäre schön,“

   „Dann solltest du deine Enkel suchen,“

   „So früh schon.“, gluckste er kurz aber schlaff, mit einem schwachen Schmunzeln. „Nein. Aber zur Abwechslung einmal eine andere Frau als Anju oder Ydin, die mir zuhört. Esra will ich nicht auch noch mit Dingen belasten, die sie mehr als gegeben hinnimmt als versteht.“

   „Wenn ich dir zu wenig Frau bin – Aril könnte Gesellschaft gut tun. Ich hab die Arme zu meinem Dienst verdonnert.“

   „Was?“, nun war Dotour’s Schmunzeln schon etwas amüsierter.

   „Ich – weiß nicht – ich hab mir da etwas vorgenommen, das gewaltig in die Hose gehen könnte, aber – “

   „Was denn?“

   „Ich denke nicht, dass die Ohren unserer Gäste das hören wollen.“

   „Wird – wird er es deiner Meinung nach verstehen?“

   „Woher weißt du, dass es um ihn geht?“

   „Link,“, mahnte Dotour.

   „Ja. Warum sollte es das nicht.“

   „Wenn du der Ansicht bist, es wäre das Richtige, wird er dafür Verständnis haben, wenn es auch das Falsche war.“

   „Und das weißt du.“

   „Ich kenne meinen Jungen besser, als mir lieb ist. Und wie du weißt, habe ich mir alle Mühe gegeben, ihm meine geisteskranke Gefühlswelt zu vermachen. Also ja, du wärst überrascht.“

   „Auch wenn es noch so krank ist?“

   „Kranker als seine plötzliche Rachsucht?“

   „Ich weiß nicht – wenn ich so darüber nachdenke, ist es eigentlich ekelhaft. Aber dann doch wieder nur skurril. Vermutlich ist es für ihn weniger ekelhaft als für mich selbst, wenn ich es auch eher – “

   „Du vergisst wohl, woher wir stammen.“

 

   Unweigerlich öffneten sich auch Link’s Lippen ein Stück, als er ihn genau so da stehen sah, mit der selben Leblosigkeit die ihm auch Kafei heute schon gezeigt hatte.

 

   „Denke einfach noch eine Weile darüber nach, wie viele anwesend waren, auch in dem Wissen, was sie potenziell zu sehen bekommen könnten, und wie lange sie auch tatsächlich geblieben sind. Abgesehen von jenen, die Kinder bei sich hatten, was denkst du, wer wohl den Platz zuerst verlassen hat?“

 

   Ja, diese Frage erübrigte sich regelrecht zwingend von selbst, dachte Link. Und die Tatsache, dass Kafei sich wissentlich in den Blutrausch versetzt hatte, wohl um vollends fähig zu sein, so etwas zu tun, bewies letztlich, dass er ihn nicht wirklich kannte.

 

   „Was, wenn er es sogar noch besser versteht, als ich selbst?“

   „Das wirst du wohl erst wissen, wenn er dich damit konfrontiert, dass du ihn damit konfrontiert hast. Und ich denke,“, Dotour seufzte, „Du hast vermutlich Recht damit, wenn du mir rätst, mich deiner Schwester anzuvertrauen und dich dein Vorhaben durchziehen zu lassen.“

   „Wir können auch anderswo hingehen, wenn es dir lieber ist, mit mir darüber zu reden.“

   „Ach, nein, besser nicht. Ich will deine unschuldige Sichtweise nicht völlig ruinieren. Nicht, dass Kafei sich im Kern zu einem schlechten Mann entwickelt. Es sind Dinge, für die er nichts kann und gegen die er nun mehr anzukämpfen hat denn je. Das Traurige daran ist nur, dass ich ihm diese Bürde so gerne abnehmen würde, aber machtlos dagegen bin. Schlimmer noch, in manchen ärgerlichen Angelegenheiten erwische ich mich selbst dabei, wie ich überlege, ob ich nicht bewusst dafür sorge, dass sich diese Seite von ihm dieser Dinge annimmt. Aber es liegt einzig und alleine bei ihm, für welchen Weg er sich entscheidet, und an uns, ob wir an seiner Seite stehen, oder ihn fallen lassen, wie auch immer dieser Weg aussehen mag.“

   „Ich lasse ihn nicht fallen, da musst du dich nicht sorgen.“

   „Und das bewundere ich an dir.“, Dotour legte ihm die linke Hand auf die linke Schulter. „Auch an Anju. Wenn die Tage auch noch so dunkel sind, verliert ihr nie einen Gedanken daran, dass es einmal gar kein Licht mehr geben könnte. Und genau das ist es wohl, das am Ende das Licht erhält.“

   „Vielleicht weil ich erlebt hab, dass keine Wolke ewig am Himmel steht und selbst wenn ein Mond fällt, die Sonne auf ihn scheint.“, damit zauberte er seit Langem das erste ehrliche Lächeln in Dotour’s Gesicht.

   „Zelda darf sich gerne ein Stück deiner Weisheit abschneiden.“

   „Hör auf.“, Link musste verlegen auflachen. „Ich bin doch der größte Idiot, den die Welt je gesehen hat.“

   „Deine Selbstverleugnung ist auf meiner selbstwertlosen Seele nur eine Träne auf einem glühen Schwert.“

   „Und genau das stört mich an dir. Dass du dich noch mehr verachtest, als ich mich, obwohl wir es beide besser wissen müssten.“

   „Ach, komm her, Junge.“

 

   Er wusste, dass Dotour es sicher noch mehr brauchte, als er selbst. Dennoch tat es gut. Wie er ihm den Rücken streichelte – den Kopf tätschelte – diese unglaubliche väterliche Liebe, er hatte sie nie erfahren. Sie aber jetzt zu haben, ließ ihn unbehelligt darüber, dass ihr doch sehr intimes Gespräch mitten auf einem öffentlichen Platz und vor vier vollkommen fremden Frauen stattgefunden hatte. Sein Vater hatte ihn mit Sicherheit sehr geliebt. Auch Dotour’s Vater seinen Sohn, vermutlich, wenn er auch nicht wusste, wieviel er davon gezeigt hatte. Leider hatte er seinen eigenen Vater nicht oft genug gesehen, um Erinnerungen an solche Liebe zu haben. Link sah es aber als Beweis für seine Worte.

   Liebe musste nicht immer von der Stelle kommen, an der man sie vorzufinden erwartete. Wenn sie dann auch noch so erwartungslos, so bedingungslos und selbstverständlich war, war sie um ein Haar zu überwältigend, als sie vollends nachvollziehen oder gar verstehen zu können. Sie anzunehmen fiel schwer, wenn es auch im Grunde simpel war. So simpel wie das Fallen einer Schneeflocke, hinab zu anderen ihrer Art.

   Wieder begann es zu schneien, aber es kümmerte ihn nicht. Bevor sie wieder von einander ablassen konnten, vernahm Link das Knirschen und Stapfen von Hufen am Osttor, dessen Durchgang der Wind der Nacht ebenfalls mit Schnee vollgeweht hatte. Beide sahen langsam nach dem Reiter auf.

 

   „Ich gehe dann wohl doch Aril Gesellschaft leisten.“, meinte Dotour bestimmt, klopfte ihm noch einmal sanft auf die Schulter und verschwand in den Gasthof.

   „Ich sehe, bei ihm hast du mehr Erfolg?“, fast hätte er ihre Stimme durch den dicken Schal nicht erkannt.

   „Woher weißt du – “

   „Nur so ein Gefühl.“, seufzte Anju.

   „Alles erledigt?“

   „Ich bin alles, was hier erledigt ist. Kannst du bitte aufsteigen? Das Problem ist größer als gedacht.“

   „Und was für ein Problem ist es?“

   „Frag lieber nicht, sondern steig auf und mach dir selbst ein Bild.“

 

 

~o~0~O~0~o~

 

 

   „Wenn du nichts dagegen hast,“

   „Wogegen?“

 

   Fragend setzte sich Anju in der warmen Wanne auf. Bevor sie es sich gemütlich gemacht hatten, war eine ordentliche Dusche nötig gewesen. Trotzdem wusste er, dass er den Gestank der Aaleier nicht so schnell loswurde. Er klebte noch an allen möglichen Stellen, aber vor allem in seiner Nase und unter seinen Fingernägeln.

   Zumindest war die Zucht gerettet. Der Frost hatte durch ein undichtes Tor kriechen können und eines der Becken zum Bersten gebracht. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er noch viel mehr Leute gerufen, um die Folgen des Malheurs zu bewältigen.

 

   „Egal. Nicht so wichtig.“

   „Link?“

   „Vergiss es.“

   „Wenn du meinst,“

 

   Sie ließ sich wieder etwas hineingleiten und schloss die Augen. Link tat es ihr gleich. Die Arme am kühlen Stein ruhend, legte er den Kopf in den Nacken und genoss das gedämpfte Licht. Allerdings spürte er bald, dass Anju ihn wieder ansah. Langsam senkte er den Kopf, doch sie war schneller gewesen. Er sagte nichts dazu, sondern betrachtete ihr entspanntes Gesicht. Warmes Wasser hatte etwas Magisches an sich. Wenn es nur die Lösung aller Probleme wäre, dachte er. Dann hätte er Kafei längst dazu gezwungen, mit ihm ein Bad zu nehmen. Mit roher Gewalt.

   In dem Moment als er beschloss, die Augen wieder zu zu machen, spürte er, dass Anju ihre öffnete.

 

   „Was ist?“, fragte sie sein entkommenes Schmunzeln.

   „Nichts,“

   „Die Inexistenz einer Sache kann dich allem Anschein nach sehr amüsieren.“

 

   In der Tat brachte sie ihn damit zum Lachen, wenn er auch die Augen geschlossen hielt. Sie lächelte mit ihm, das spürte er. Als er sich wieder beruhigt hatte, trafen sich ihre Blicke schließlich.

 

   „Ja?“, hauchte Link nur.

   „Nichts,“, entgegnete sie mit einem sanften Lächeln, musste sogleich aber selbst mit ihm mitlachen.

   „Da tut sich heute aber viel,“

   „Sieht beinahe so aus.“, ihr Lächeln nicht verlierend, senkte sie den Kopf und ihre Lider schlossen sich abermals. „Es ist nur, es wundert mich, dass du um so vieles jünger bist und doch wesentlich muskulöser als Kafei. Selbst obwohl er zu wesentlich größeren körperlichen Leistungen fähig ist. Was?“, Link hatte sich aufgesetzt und kniete nun vor ihr.

   „Weißt du,“, Nachdenklichkeit spielend kroch er immer näher an sie heran, „Die Sache ist die. Kafei – wie soll ich sagen,“, ob ihrem unterdrückten Grinsen konnte er sich selbst auch nicht ganz halten, „Er – nun ja,“, mit aufgestützten Armen an ihrer Bucht des Steinbeckens lehnte er sich an ihre geschlossenen, aufgestellten Beine, „Er schummelt.“

   „Tut er das?“, Anju zog ihre Beine mehr zu sich und zwang ihn, nachzurücken.

   „Ja! Und wie!“, hauchte Link weiter. „Er überlistet mental die Schwerkraft! Und ich?“

   „Und du?“

   „Ich muss zusehen, dass ich diesen Haufen Muskeln dazu gebrauchen kann, eben diese Muskeln hochzuwuch-“

 

   Anju’s Lachen über seinen, wie er selbst feststellen musste, unerwartet spitzen Aufschrei, tat schon fast weh in seinen Ohren, da sie abrupt um ein Vielfaches näher daran waren. Wie es ihr gelungen war, ihn an den Schultern aufzufangen, nachdem sie einfach die Beine gespreizt und ihm damit sämtlichen Halt genommen hatte, war ihm ein Rätsel. Auch dass er sich eben diese Schultern nicht verrenkt, oder die Knie abgeschürft hatte. Verzweifelt versuchte er sich irgendwie mit den Händen auf den nass gewordenen Steinfliesen wieder aufzustützen, was ihm aber nicht gelang, da er selbst lachen musste.

 

   „Bist du völlig verrückt geworden? Ich hätte dir die Nase abbeißen können!“

   „Das würdest du nicht wagen.“, grinste Anju, was er dank dem geringen Abstand nur an ihren Wangen erkennen konnte.

   „Ach nein?“

   „Auf Königinnennaseabbeißen steht in Ikana die Todesstrafe,“

   „Das kümmert mich nicht.“, Link drehte den Kopf und nahm ihre Nasenspitze vorsichtig zwischen die Zähne. „Ich ag einge Gögging ach ngeinge Cheige. Ich ging kachi ungchgergich.“

   „Unsterblich bist du? Ist das ansteckend? Dann solltest du mir lieber keine Bisswunden zufügen,“, kicherte Anju und schüttelte dabei seinen Kopf so durch, dass er es für sicherer hielt, loszulassen.

   „Ich hab dir hoffentlich nicht wehgetan.“, er schluckte und befeuchtete seinen durch die Aktion etwas angetrockneten Gaumen.

   „Neing, ager gu chacht ngich angechlaggert.“, spottete sie.

   „Was? Oh – tut mir leid.“, Link wischte den Speicheltropfen von ihrer rechten Wange. „Ich frage mich, ob er mir wirklich verziehen hat.“

   „Was verziehen?“, auch sie verlor ihr Lächeln und wurde ernst, wenngleich ihre Stimme so leise wie die seine blieb.

   „Dass ich ihm das mit der Vase gebeichtet hab.“

   „Welche Vas- ach die Vase, ja.“, Anju kniff die Augen zusammen.

   „Welche Vase? Was bist du für eine Ehefrau, dass du den Tod der Vase seiner Mutter verdrängen kannst?“

   „Nun, ich kann sehr viel verdrängen.“, stieg sie wieder in sein zurückgewonnenes Schmunzeln ein. „Im Augenblick vor allem Wasser.“, sie löste die rechte Hand von seiner Schulter und spritzte ihm eine ganze Ladung davon seitlich ins Gesicht, wobei sie auch sich selbst erwischte.

   „Und die Leute sagen, ich wäre unreif.“

   „Glaub mir, Link, du bist in so vielen Dingen um so vieles reifer als ein Großteil aller anderen Bürger Ikana’s und Termina’s zusammen.“

   „Aller anderen?“, bremste er abermals den Spaß etwas ein.

   „Nun,“, Anju kräuselte die Lippen, „Siehst du dich nicht als Bürger dieser Lande?“

   „Eigentlich – ja, im Grunde schon. Zwar bin ich in Hyrule aufgewachsen, und es ist wunderschön, aber eine wirkliche Heimat war es für mich nie. Ich hab mich stets als Fremder gefühlt. Auch hier war ich ein Fremder, aber obwohl die Leute unverschämt ihre Vorurteile hinausposaunen, hab ich – hier fühle ich mich sogar mit einem Mond direkt überm Kopf äußerst wohl.“

   „Schwebt denn gerade ein Mond über deinem Kopf?“, wenn der Satz es auch nicht wirklich annehmen ließ, sie blieb ernst.

   „Um die Wahrheit zu sagen, ja. Du weißt, welcher.“, sie nickte nur und strich ihm gedankenverloren die Haare hinters Ohr.

   „Deine Haare sind dunkler.“

   „Was?“

   „Ich hab gesagt, deine Haare sind dunkler, als du damals zum Karneval gekommen bist.“

   „Sie sind nass.“

   „Nein, ernsthaft. Ich meine, es ist mir schon das ganze Jahr über aufgefallen, und auch dass sie selbst im Sommer dunkler waren, aber irgendetwas ist in Ordon mit deinen Haaren passiert.“

   „Am Wasser kann es also nicht liegen. Hier haben wir ja anderes Wasser.“

   „Vielleicht hat es was mir dem Shampoo zu tun?“

   „Denk ich nicht. Das ist mir recht schnell ausgegangen und trotzdem ist mir auch aufgefallen, dass meine Haare in Ordon dunkler geworden sind.“

   „Also doch?“

   „Ja, ja. Aber ich denke nicht, dass es an Kafei’s Shampoo liegt, sondern viel mehr an ihm.“

   „Wie darf ich das verstehen?“

   „Nun, als ich das erste Mal in diesem Alter war – naja, du weißt schon – “

   „Bevor du uns gerettet hast, ja.“

   „Da waren sie auch viel blonder als jetzt. So in etwa wie eben – vor zwei Jahren.“

   „Hmm. Vielleicht werden sie einfach nur dunkler, weil du älter wirst?“

   „Kann sein. Aber ich denke eher, es ist was Hormonelles.“

   „Sag ich doch. Das Alter.“

   „Nein – dafür sind sie meiner Meinung nach zu schnell dunkel geworden.“, raunte Link, selbst überrascht über seine leichte Forschheit, aber Anju ließ sich nicht davon beirren.

   „Du denkst also, es liegt daran, dass du keine Jungfrau mehr bist? Nun, wenn es dich beruhigt, auch meine Haare waren in meiner Jugend etwas heller und nicht ganz so blutrot. Du hast also womöglich Recht.“

   „Eben. Und Cremia’s Haare sind heller geworden, seit Rim nicht mehr ist.“

   „Du machst dir aber sehr viele Gedanken über Haare.“, lächelte sie wieder, wickelte aber nachdenklich das Büschel seiner Haare um den rechten Zeigefinger, das üblicherweise vor seinem linken Ohr hing und das sie zuvor zurückgewischt hatte.

   „Sollte ich nicht? Haare sind einfach überall. Sie sind fast so wichtig wie Gras oder die Sonne.“

   „Oder Tonkrüge.“

   „Fang bloß nicht wieder von der Vase an.“

   „Du warst es, der sie vorhin erwähnt hat.“, seufzte sie.

   „Ich weiß.“

   „Da sind wir wieder.“

   „Was?“

   „Bei diesem Thema.“

   „Sollten wir das nicht sein?“, hauchte Link.

   „Du hast ja Recht. Alles zu verdrängen macht es nur schlimmer und bringt uns Kafei nicht wieder zurück.“

   „Und doch bin ich zuversichtlich.“

   „Das bin ich auch.“, flüsterte sie traurig, als er seine Wange an ihre Hand schmiegte. „Er wäre nicht er, wenn es seine Art wäre, sich in Selbsthass lebendig zu begraben.“

   „Und wenn nicht, bleibt uns noch immer die Option, durchzubrennen.“

   „Scherzkeks.“

   „Au. Schlag mich nicht. Sonst beiß ich dich wieder.“

   „Das will ich sehen.“

 

 

~o~0~O~0~o~

 

 

   „Ich würde es tun, weißt du?“

   „Nein danke, die beiden reichen mir für den Moment.“

   „Sicher?“

   „Ich bleibe lieber dabei. Die Ästhetik eines Kampftrolles anzustreben war noch nie – “

   „Ich seh also deiner Meinung wie ein Kampftroll aus?“, mit ernster Miene zog sie eine Augenbraue hoch. „Zash.“

   „Nein! Ich meine – nein, nein. Nichts gegen dich, aber es ist nur so, Trolle haben sehr empfindliche Ohren und in glücklicherweise lange zurück liegenden Tagen verpasste man ihnen sehr bestimmt einige Ringe, um auf ihnen reiten und sie damit steuern zu können.“

   „Da soll einer sagen, die Shiekah verstünden nichts von brachialer Kriegsführung. Zash.“

   „Es waren die Gerudo. Zash.“

   „Ich dachte, du bekommst nie was.“, seufzte Aril, dazu gezwungen, drei Karten abzuheben.

   „Ich bin eben nicht ganz so glücklos wie du d-“

   „Zash. Was wolltest du sagen?“, lachte sie.

   „Ich nehme alles zurück. Aber es soll einer behaupten, einen Gasthof zu bewachen, wäre langweilig. Ha! Zashgaru!“

   „Nein!“, ihre Augen sprangen hervor. „Du machst wohl Witze! Nein! Jetzt hast du gemogelt!“

   „Nein, kleine. Sieh hier. Mir haben genau noch drei gefehlt.“

   „Und auf die hast du eine halbe Stunde gewartet, oder wie.“, Aril schüttelte niedergeschlagen den Kopf.

   „Man muss eben lernen, im Leben auf etwas warten zu können.“

   „Neue Runde. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.“

   „Wie der Bruder, so die Schwester. Link kann es auch nicht leiden, bei diesem Spiel zu verlieren.“

   „Was du nicht sagst. Der einzige Unterschied zwischen uns sind ein paar Monde und dass bei ihm drei Sachen baumeln anstatt nur zwei.“

   „Aber hallo! Nicht gleich obszön werden!“

   „Ist doch wahr. Und gelenkiger ist er. Aber das war’s auch schon.“

   „Er steht auf Männer,“, zwinkerte Dotour grinsend.

   „Und ich auf Frauen! Wo ist da bitte der Unterschied?“

   „In – Baumeldingen?“

   „Zashgaru! Du!“, lachte Aril und klatschte ihm den frisch gemischten Kartenstoß auf den Kopf.

 

 

~o~0~O~0~o~

 

 

   Das Wasser in der übergroßen, in den Raum gebauten Steinwanne, die er bereits verlassen hatte, wurde langsam kalt. Aber Anju schien das nicht zu stören. Sie setzte sich nur etwas gerader hin und sah ihm dabei zu, wie er sich abtrocknete.

 

   „Das was ich tun wollte – “

   „Das für Kafei?“

   „Ja. Ich hatte noch keinen Erfolg, will es aber unbedingt noch vor dem Abendessen schaffen. Ich weiß zwar nicht, wie sich das ausgeht, aber es war wohl keine so gute Idee, nicht zu Fuß zu gehen.“

   „Was hast du bitte vor?“, sie ließ sich wieder ins Wasser gleiten.

   „Vielleicht gelingt es mir hier im Hinterland. Es war irgendwie zu erwarten, dass es in Termina zu kalt ist.“

   „Wenn du Hilfe benötigst, musst du’s nur sagen.“

   „Danke, aber nein. Ich muss das ganz alleine tun.“

 

   Link verließ das Badezimmer, hörte aber noch, dass Anju aus der Wanne kletterte. Bevor er sich vollständig anziehen konnte, war sie ihm ins große Schlafzimmer gefolgt, nur in ein Badetuch gewickelt. Das Heizsystem des Schlosses hatte schon seine Vorzüge: anstatt von Kaminfeuern gab es nur einen großen Feuerraum in den Kellern, von dem aus die vielen Wasserleitungen in den Wänden und Fußböden beheizt werden konnten. Der Stein speicherte diese Wärme zudem. So froren auch die Kaltwasserleitungen nicht ein. Zwar konnte er es nicht mit Sicherheit sagen, vermutete aber, dass dieser Geniestreich nicht Kafei zuzuschreiben war. Die Shiekah hatten immer schon bessere Lösungen für Probleme – wenngleich manche auch sehr radikal waren.

 

   „Soll ich dich irgendwo hinbringen lassen?“

   „Wohin?“

   „Ich weiß nicht – vielleicht an den Rand der Wüste?“

   „In das vom Wetter gespaltene Dorf, von dem du mir erzählt hast?“

   „Zum Beispiel?

   „Wie kommst du jetzt darauf?“, er band sich einen Gürtel um.

   „Naja, offensichtlich willst du etwas jagen.“, sie nickte zu seinem Bogen und Köcher, die auf dem breiten Bett lagen.

   „Achso. Ähm – ja – das wäre vielleicht gar nicht so falsch. Ich meine, wenn ich nicht anders schnell in diesen Landstrich komme – “

   „Komm aber bitte nicht auf die Idee, Sirileij zu bitten. Sie hasst die Region. Frag mich bitte auch nicht wieso; ich weiß es nicht. Zumindest weiß ich jetzt, was Kafei tun muss, wenn er wieder bei Sinnen ist.“

   „Sie bekehren?“

   „Nein.“, kicherte Anju. „Dir eine Vollmacht erteilen. Das kann ich nicht. Zwar bin ich Königin und habe sie, aber es ist noch immer der König, der das ganz große Sagen hat. Dann dürftest du auch selbstständig Shiekah in der Stadt verhaften lassen, ohne auf einen von uns warten zu müssen.“

   „Darf ich das denn noch nicht?“, zum Glück verstand sie den Scherz. „Ich meine, ich bin immerhin seine linke Hand.“

   „Und das wissen die Suro auch zu schätzen, aber du bist Hylianer. Das haben sie nicht so gerne.“

   „Wann hab ich ihnen gegenüber je solche Vorurteile gehabt.“

   „Du bist mit anderen Geschichten aufgewachsen.“

   „Ich weiß. Ich finde trotzdem, dass ich den selben Respekt verdient hab, wie ich ihnen entgegenbringe.“

   „Diese Idee hab ich schon vor Jahren verworfen. Was hatte ich davon? Ich hatte Recht. Dass sie mir nun unterstehen, hat nicht viel am allgemeinen Rassismus geändert. Sie schweigen nur, weil sie überleben wollen. Speziell jetzt, da sie gesehen haben, was Kafei macht, wenn sie mich abschätzig behandeln. So schrecklich es ist, man kommt doch nicht umhin, die Vorteile zu sehen.“

   „Genau das macht mir aber Angst.“, Link warf sich wieder einmal den dicken Umhang um die Schultern.

   „Mir ja auch.“

   „Und es lässt mich mir selbst gegenüber als unfair dastehen, wenn ich mich bis auf die Ohren anziehe, dich aber im Handtuch zurücklasse.“

   „Meine Güte, Link!“

 

   Ihr Lachen war so hell, dass er dachte, es wäre nicht Abend-, sondern Morgendämmerung und bald würde die Sonne aufgehen. Das leise klatschen ihrer noch immer nassen Füße als sie näher zu ihm ging, klang irgendwie seltsam an ihr.

 

   „Spätestens jetzt sollte ich begriffen haben, warum er dich so sehr liebt.“, sie legte ihm beide Hände auf die Schultern und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Die Lage kann noch so trist sein, bist du dennoch um keine Schmeichelei ver- oje! Verlegen – “

   „Oha!“, musste auch Link lachen; das Tuch hatte sich gelöst und war zu Boden gefallen. „Warte.“, er ging kurz in die Knie um es aufzuheben und band es ihr vorsichtig wieder um.

   „Danke.“, kicherte sie weiter. „Es reicht schon, wenn mich eine Wache im Badetuch sieht. So dann nun wirklich nicht.“

   „Ach wieso. Wir sind in Ikana. Im Sommer gehen hier doch die meisten halb nackt vor die Tür.“

   „Hör bloß auf!“, sie schlug ihm neckisch auf die dick gepolsterte Brust. „Sieh zu, dass du hier rauskommst, bevor du wieder klitschnass vor Schweiß bist.“

   „Wie darf ich das verstehen?“, zwinkerte er ihr halb zu.

   „Du! Ich warne dich!“, lachte Anju abermals, klatschte aber zweimal schnell in die Hände, was augenblicklich dazu führte, dass sie zu dritt im Zimmer waren. „Ach, Toru! Hast du etwa heute Dienst?“

   „Sieht so aus?“, meinte dieser, in Winteruniform und einige Schneeflocken rieselten von seinen Schultern.

   „Gut. Wärst du bitte so nett und bringst Link nach Srakal? Er hat dort etwas zu erledigen. Und bitte warte auf ihn, damit er auch schnell wieder zurück ist, danke.“

   „Kein Problem. Komm her.“

 

   Link griff sich noch schnell seinen Bogen, nahm dann Toru’s Hand an und sie waren verschwunden. Anju’s Blick ruhte einen Moment lang auf der Wand hinter der Stelle an der sie sich fortteleportiert hatten. Mit einem tiefen Seufzen ging sie zum Bett und setzte sich vorsichtig auf die Kante ihrer Seite. Etwas später, ein Stück weiter hinein. Es war schon eine Weil her, dass Kafei auch in diesem Bett mit ihnen gelegen hatte. Seit Wochen war die Mitte leer geblieben. Mal schlief er im Gasthof, mal im Rathaus – und viel zu viele Male hatte sie keine Ahnung, wo er die Nacht verbrachte.

   Sie hoffte inständig, dass Link die Lösung hatte. Selbst war sie sich zwar bewusst, dass es nicht ewig so weitergehen konnte, denn das würde keiner von ihnen ertragen, aber ihr gingen langsam die Ideen aus. Nur darauf zu warten, dass Kafei sich beruhigte – es fiel ihr so schwer, wie sie sich plötzlich fühlte.

   Schlaff ließ sie sich auf den Rücken fallen. Das löste ihr Handtuch erneut, aber es kümmerte sie nicht. Begleitet von einem weiteren Seufzen strich sie sich die noch feuchten Haare nach hinten. So blieb sie eine Zeit lang liegen, bis ihre Arme taub wurden. Dann drehte sie sich auf die Seite.

   Erst als ihre Haare schon fast trocken waren, hörte sie auf, ins Nichts zu starren, stand auf und machte sich fürs Abendessen zurecht. Mit der üblichen Routine strich sie die Haare in Form. Was bei Kafei Nässe nur noch lockiger machte, fielen ihre dadurch sanft nach unten. Diesen Unterschied fand sie irgendwie faszinierend, wenn es sie auch traurig stimmte, Kafei’s Haare so lang nicht berührt zu haben. Aber sie war zuversichtlich. Er hatte sich noch immer beruhigt. Vielleicht schaffte sie es, mit ein paar Akzenten. Die zarte, weiße Bluse mit dem breiten Rundausschnitt konnte nicht schaden. Sie wusste, dass ihm die dezente Stickerei darauf gefiel. Noch ein schlichter dunkelblauer Rock und die blau-weißen Halbschuhe. Irgendwie war ihr auch nach einem Armreif. Aber nur ein einziger, sehr dünner. Akzente. Ganz dezent.

 

   Toru war es, der sie abermals überraschte, da sie eigentlich bewusst Sirileij gerufen hatte.

 

   „Du hast ihn doch nicht stehen lassen?“, hauchte Anju besorgt.

   „Nein, nein. Er ist im Gasthof und kocht.“

   „Na sowas. Er versucht wirklich, Eindruck zu schinden.“

   „Wer weiß.“, seufzte Toru. „Wenn es hilft, Kafei zurück zu bringen,“

 

 

~o~0~O~0~o~

 

 

   „Ach, du bist es.“

 

   Link war aus der Küche gestürmt und an Dotour und Aril vorbei mehr über den Tresen geschlitterte, als dass er sich darüber geschwungen hatte, nur um kerzengerade abzubremsen und sich einige Lacher einzufangen. Er hatte zwar schon alles fertig, und Nana kümmerte sich noch um das Essen für die Gäste, aber er war doch etwas enttäuscht, dass es Anju war. Nun, nicht wirklich, da er sie eingeplant hatte, aber er hatte gehofft – wobei, es war vielleicht besser so.

 

   „Und sie hat uns einen großen Schrecken eingejagt.“, jammerte Nastari vom Sofa, das sie und ihre Freundinnen zur Gänze ausfüllten.

   „Du kochst?“, gluckste Anju.

   „Nicht mehr. Ich bin fertig. Ich hoffe, er kommt. Sonst – naja, dann wäre der ganze Aufwand – nur für uns beide.“

   „Wäre das ein Schaden?“, ihr kurzes, schelmisches Zwinkern war im Moment keine Hilfe.

   „Nein, aber – “

   „Ich weiß. Wir wollen ihn ja beide wieder zurück.“

   „Eben.“

   „Wer er ist eigentlich? Sehr – ahm – mysteriös? Kinder und Vater auch hier, aber er ist Gast?“

   „Was? Ähm – wie kommen Sie darauf, er wäre – “

   „Was wäre wer?“

 

   Niemand hatte ihn bemerkt, so leise war er gekommen, und das obwohl er die Tür benutzt hatte. Die Blicke waren gemischt, alle hielten aber aus mehr oder weniger verschiedenen Gründen den Atem an. Sein eigener Blick blieb kurz auf Anju, wanderte von einer der Gäste zur anderen, zurück zu Anju, wobei er sehr offensichtlich kurz auf ihrem Schmuck, als auch auf ihrer Bluse haften blieb und verharrte dann auf Link. Dieser kräuselte ob seinem veränderten Gesichtsausdruck die Lippen, ja, musste sich fast Tränen verkneifen.

   Kafei lächelte. Erstmals seit Wochen lächelte er, und nicht einmal nur amüsiert, sondern regelrecht verzaubert. Hatte er also – ? Link’s Herz begann zu rasen, als Kafei zielstrebig auf ihn zuging und so nah vor ihm stehen blieb, wie er es seither nicht mehr getan hatte. Schlussendlich fiel dieses Herz, das schon so viel ertragen hatte müssen, geradewegs aus seiner Brust.

   Er wusste nicht, ob er schon wieder träumte. Aber Kafei hatte tatsächlich die Hand auf seine Wange gelegt und küsste ihn, so, als wäre nie etwas geschehen. So, als ob die vergangenen Wochen einfach Link’s Einbildung entsprungen waren. Es fühlte sich noch genau so an, wie er es in Erinnerung hatte, aber auch so wie damals, als er wieder aus Hyrule zurück nach Ikana gekommen war. Vertraut, doch wie beim – vertraut – zu vertraut – und doch zu sehr – wie –

   Endgültig verwirrt, drückte Link ihn von sich Weg. Für die Verwirrung der anderen hatte er im Moment eher wenig Interesse. Seine eigene war alles was zählte.

 

   „Hast du etwa – “

   „Hab ich was?“

   „Hast du’s – “, er senkte die Stimme zu einem Zischen, „Gegessen?“

   „Das schmeckst du?“, lachte Kafei. „Aber ja, natürlich. Ich habe mir zwar den Mund etwas ausge- “

   „Du hast es – gegessen?“, wiederholte Link nun laut raunend.

   „Tu nicht so, als wüsste du nicht, wie das ist.“, kicherte Kafei und obwohl dieses Kichern wie Musik in Link’s Ohren war, war er gerade zu überrascht darüber, dass Kafei ihm auf’s Neue eine weitere Seite von sich offenbart hatte.

   „Schon, aber – hast du – “

   „Kiritrega, was denkst du, wer dir damals diesen Floh in den Verstand gesetzt hat?“

   „Äh – der Hunger? Ich war am Ende und am Verhungern? Hast schon einmal rohe Riesenspinnenbeine probiert? Ich hatte mehr oder weniger keine Wahl! Und ehrlich, es hat danach noch eine ganze Weile gedauert, bis mir jemand gesagt hat, dass man Fleisch normalerweise nicht roh isst,“

   „Ach, so ist das bei dir gelaufen!“, Kafei’s Grinsen wurde zu einem kristallklaren Lachen.

   „Ich musste überleben! Oder dachtest du wirklich, die Kokiri würden es wagen, Tiere zu essen?“

   „Nein, ich – jetzt wo du es sagst, ergibt es durchaus Sinn.“

   „Und was dachtest du? Welcher Floh?“

   „Nun, da du es gerade so schön erwähnt hast, Farore sicher nicht. Din ist unsere Göttin und sie ist recht bodenständig. Also nicht die Art von Bodenständigkeit, die Nayru für sich behaupten möchte.“

   „Tu jetzt bloß nicht so, als hättest du mehr Erfahrung mit ihren Launen,“

   „Was duftet denn hier so?“

   „Ach das; vielleicht nur der Rest von dem, das du – ge. Ges. Sen. Hast! Wieso!“, raunte Link weiterhin, nur verzweifelt.

   „Und ich dachte schon, du hättest das arme Kaninchen verschwendet.“

   „Hase.“

   „Nein, es war zu klein für einen Hasen.“

   „Das weißt du.“

   „Es ist ja nicht so, dass ich noch nie ein Kaninchen ausgenommen hätte,“

   „Toru hat gesagt, es ist – war – ein Mondhase.“

   „Ach!“

   „Ja. Und ja, ich hab ihn selbst geschossen.“, murrte Link weiter.

   „Das hab ich nicht angezweifelt. Und das erklärt es. Sie sind in etwa so groß wie Kaninchen.“

   „Was für Hasen habt ihr hier bitte?“

   „Ich zeig dir mal einen. Da fallen dir deine hübschen Kristallaugen raus.“, Kafei behielt sein Grinsen fast mit Stolz. „Nicht, dass ich das will, aber – “

   „Hast du es nur gegessen, oder hast du auch verstanden, was ich dir damit sagen wollte? Und warum bei allem was uns beiden meines Wissens nach heilig ist, hast du es wirklich gegessen? Und bist auch noch so fröhlich deshalb?“

   „Also es ist ja nicht so, dass du mir einen Heiratsantrag gemacht hättest,“

 

   Für eine verdächtig lange Zeit wurde es so still, dass selbst ein Schweigen der Uhr zu erwarten gewesen wäre. Dennoch kam ihr minütliches Klackern – und erschlug sie alle beinahe.

 

   „Was du, wenn man es peinlich genau nehmen will, nicht hast. Aber ich danke dir für die Geste. Und ja, ich weiß, dass du mir damit sagen wolltest, dass du schon sehr viel früher sehr viel schlimmere Dinge getan hast. Ich danke dir für diese äußerst subtile Erinnerung.“

   „Heiratsantrag.“

   „Ich sagte doch, du weißt im Grunde nichts.“, warf Dotour ein.

   „Heiratsantrag. So nach dem Motto – wenn ich dir mein Herz schenke, bin ich tot und hab nichts davon, also schenk ich dir ein anderes?“

   „Kurz gesagt, trifft es das fast auf den Kopf.“, schmunzelte Anju.

   „Hat er dir etwa auch ein Kaninchenherz geschenkt?“

   „Katarukh.“, korrigierte Kafei, aber Anju lächelte nur verlegen.

   „Und du hast es gegessen? Roh?“

   „Wieso regt dich das so auf?“

   „Ich weiß nicht, aber vielleicht, weil ich nicht dachte, dass noch jemand so gestört ist, wie ich? Oder Sirileij – “

   „Eigentlich es ist größte Geste.“, Szanmekh kannte diesen Brauch offenbar auch. „Und nicht Hase. Katarukh.“

   „Und was ist das bitte?“

   „Ein Vogel.“, kam es von allen Shiekah im Raum, als auch Anju, fast exakt gleichzeitig.

   „War. Sie sind inzwischen ausgestorben.“, seufzte Kafei.

   „Ach. Warum nur.“

   „Nicht nur deshalb, Link. Wohl eher aufgrund ihrer eigenen Natur. Genau diese, warum ihre Herzen höchsten Symbolwert hatten. Bedingungslose Treue bis zum Ende aller Tage. Wenn einer der Partner gestorben ist, hat sich der andere umgebracht. Auch wenn das mit der Brut mehrere Male hintereinander ein Reinfall war. Dann haben sie gemeinsam Selbstmord begangen.“

   „Auf den Arm nehmen kann ich mich inzwischen schon selbst ganz gut, danke Kafei.“

   „Nein, er hat richtig. Katarukh so sind.“

   „Wie bitteschön, begeht ein Vogel Selbstmord.“, schnaubte Link.

   „Ich würde sagen, er fliegt und lässt sich einfach fallen?“

   „Siehst du, deine Schwester versteht es besser.“, schmunzelte Kafei. „Und jetzt, würde ich gerne den Rest dieses Mondhasen probieren. Ich nehme ja nicht an, du hast dir all die Mühe für die Gäste gegeben.“

   „Eine dieser Gäste hätte da eine Frage.“, meinte Doridan. „Und dabei geht es nicht darum, dass ich noch nicht ganz verstehe, wie jemand ein rohes Herz essen kann. Es heißt ja, jedem Land seine Bräuche, aber – macht es Ihnen nichts aus, dass er gerade Ihren Mann geküsst hat?“

   „Wie bitte?“, nicht nur die von ihr angesprochene Anju starrte sie ungläubig an.

   „Naja, er stürmt einfach hier rein und küsst Ihren Ehemann! Stört Sie das nicht?“, wiederholte Nastari für sie.

   „Oha.“, japste Dotour. „Kinder, geht nach oben, euren Hasen genießen. Ich regle das.“

   „Und ich serviere, bitte. Ich weiß ja schon alles, oder so.“, sang Aril.

   „Wirklich?“

   „Ja, ich würde euch gerne bedienen. Trau deiner Schwester doch wenigstens eine einzige Sache zu.“

 

 

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